Um Punkt 21 Uhr fiel der Startschuss für
die 5 Teilnehmer am 12-Stunden-Rennen, die die Nacht hindurch den 445 m
langen Rundkurs in Anwesenheit zahlreicher Zuschauer in Angrif f
nahmen. Den Teilnehmern war es freigestellt, so oft und so lange, wie sie
wollten, Pause zu machen oder das Rennen vorzeitig zu beenden. Nahezu alle
Teilnehmer hatten ihren Tross oder Anhang mitgebracht, der sich um die technischen
Belange, sowie um das leibliche Wohl der Matadoren zu kümmern hatte.
Für ausreichend Verpflegung war zudem durch den Veranstalter gesorgt,
der die Strecke mit Fackeln und Scheinwerfern ausgeleuchtet hatte. Dennoch
ließ es sich nicht vermeiden, dass eine Bordsteinkante zu überwinden
war, die zugleich dafür sorgte, dass die Teilnehmer auf der flotten
Fahrt nicht einnickten und jenseits der eigentlichen Route wieder aufwachten.
Nicht nur unterschiedliche Boxenstops, sondern auch ein unterschiedlich
starkes Herangehen an die lange Distanz führten sehr schnell zu Verschiebungen
im Klassement. Die
Rundenzähler hatten ihre Mühe, stets auf dem Laufenden zu sein
und für jede gefahrene Runde die entsprechenden Striche zu verzeichnen.
Nach 3 Stunden, d. h. nach ¼ der Zeit, führte bereits mit 208
Runden Helmut Ehrlebach aus Apolda, gefolgt von Carsten Hennig aus Stadtilm
mit 198 Runden und Elisabeth Onißeit mit 191 Runden. Auch der Viertplatzierte
Maik Wiede ausKranichfeld mit 191 Runden und Bernhard Mosig aus Kranichfeld
mit 175 Runden, lagen noch gut im Rennen.
Aufgrund der gemachten Pausen verschob sich das Klassement in der Folgezeit,
sodass Elisabeth Onißeit lange Zeit als Zweitplatzierte mit einem
guten Vorsprung sogar ihren Apolda-Vereinskameraden Ehrlebach gefährlich
zu werden schien, als dieser eine längere Pause einlegte. Nach 4 ½
Stunden und 250 Runden, d. h. 111 km, gab sie jedoch auf, da die relativ
eintönige Strecke auch psychisch, wie sie sagte, ihren Tribut gezollt
hatte. Konditionell hätte sie wohl noch durc hgehalten.
Es dauerte eine ganz Weile bis die daraufhin nachfolgend Platzierten ihre
Leistung eingeholt hatte. Bernhard Mosig aus Kranichfeld brauchte immerhin
über eine ½ Stunde um den Vorsprung von Elisabeth Onißeit
einzuholen. Mit nur 20 Runden mehr gab er um 2:40 Uhr das Rennen nach 120
zurückgelegten km wegen Rückenproblemen auf. Bei Halbzeit um 3
Uhr ergab sich danach folgendes Klassement: Helmut Ehrlebach mit 384 Runden,
gefolgt von Carsten Hennig mit 358 Runden und Maik Wiede als dritten verbliebenen
Fahrer mit 271 Runden. Zu diesem Zeitpunkt waren Bernhard Mosig mit 270
und Elisabeth Onißeit mit 250 Runden bereits ausgestiegen. Als dritter
und letzter Fahrer gab schließlich Maik Wiede kurz vor 4 Uhr, nach
zurückgelegten 307 Runden, d. h. über 136 km, auf. Immerhin zwei
Fahrer hielten bis zum Schluss durch. Die letzten Zuschauer hatten gegen
2 Uhr die Wettkampfstrecke verlassen, sodass nur noch Betreuer und das Kampfgerich t
für aufmunternde Worte für die Fahrer sorgten. Kommentare, wie:
"Nur noch 28 Runden Rückstand!" oder "Um die 300 km
zu schaffen musst du dich noch ganz schön anstrengen!" waren alles
andere als aufbauend. Dennoch ließen sich die Fahrer, möglicherweise,
weil sie bei der zügigen Fahrt dies auch nicht verstehen konnten, hiervon
nicht abhalten ihre Runden bis 9 Uhr zu drehen. Bereits kurz nach 4 Uhr
fanden sich die ersten Zuschauer wieder ein, um zu gucken, ob es denn wirklich
wahr sei, dass einige Verrückte diese 12 Stunden durchhielten.
Mit jeweils noch einem Boxenstop waren Helmut Ehrlebach und Carsten Hennig
kurz vor 9 Uhr immer noch frisch im Rennen, bis sie um Punkt 9 Uhr abgeschossen
wurden. Zu diesem Zeitpunkt hatten Helmut Ehrlebach 7 44
Runden und Carsten Hennig 653 Runden zurückgelegt. Die 744 Runden entsprachen
einer Entfernung von 331 km und 80 m, wobei hier nur die Ideallinie gemessen
wurde. Sein eigener Tacho wies etwas über 335 km aus. Carsten Hennig
legte 290 km und 585 m zurück, auch dies war mehr als nur eine respektable
Leistung. Bedenkt man, dass 1896 der Sieger Adolph Schmal in den 12 Stunden
nur 295 km und 300 m auf einer runden Zementbahn zurückgelegt hatte,
kann man die Leistung des Siegers aus Apolda als olympiareif bezeichnen.
Damit hätte er sicher sein Ticket für die Athener Spiele im nächsten
Jahr gelöst, wenn dieser Wettbewer b
olympische Disziplin gewesen wäre. Unter dem Jubel der zahlreichen
Zuschauer, die sich bis 9 Uhr an der Rennstrecke eingefunden hatten, wurden
die drei Erstplatzierten gefeiert, die eigentlich sportunüblich auf
ihren Sieg mit einem kräftigen Bier begossen. |