Boule war bekanntlich nur einmal olympisch
und zwar im Jahre 1900 in Paris. Zwar waren die Regeln
nicht genau fixiert, man berief sich dabei auf zuvor durchgeführte
Turniere und die damals verwandten Reglements, doch eines war aktenkundig,
die 64 Mannschaften mit jeweils 4 Teilnehmern kämpften in 2 Spielsystemen
um Sieg und Platzierungen.
Als es darum ging das Turnier in Kranichfeld vorzubereiten und dieses
als 4er-Turnier auszuschreiben, gab es seitens der Vereinsspieler und
Verbandsfunktionäre, soweit sie sich überhaupt in das Turnier
einbringen wollten, erhebliche Widerstände gegen Spiele mit 4er-Mannschaften.
Noch
bis kurz vor Beginn des Turniers wurde versucht dieses in Deutschland
unübliche Spielsystem aus dem Programm herauszunehmen und durch Wettbewerbe
durch 2er- und 3er-Teams zu ersetzen. Um einen Eklat zu vermeiden, hatte
die Organisation zuvor ausgemacht, 2 Boule-Turniere auszutragen. Eines
für 2er-Teams und eines für 4er-Teams. Wie sich herausstellen
sollte, eine sehr gute und vor allem auch sehr zugkräftige Entscheidung.
Alle Beteiligten waren hellauf begeistert, gerade die Vereinsspieler wollten
sich innerhalb ihrer Vereine und Verbände dafür einsetzen, anlässlich
der Retrolympics zukünftig die 4er-Turniere hoffähig zu machen.
Im einzelnen setzten sich die teilnehmenden Mannschaften aus Vereinsteams
und Hobbyteams zusammen.
Die Vereinsteams wurden gestellt vom SCB Bibra-Zwabitz,
dem SV Mühlberg und den Henne-Fernm elde-Bataillon
Erfurt. Darüber hinaus beteiligten sich noch Einzelspieler vom Retroteam
Britz/Eberswalde im 2er-Turnier mit 2 Mannschaften und im 4er-Turnier
mit 1 Mannschaft. Die haushohen Favoriten aus Bibra-Zwabitz hatten jedoch
erhebliche Mühe ihrer Favoritenposition gerecht zu werden. In der
Vorrunde lieferten sich die 1. Mannschaft aus Bibra-Zwabitz (Brückner/Rößler)
und das Erfurter Fernmelde-Bataillon-Team (Bilgen/Görke) einen packenden
Zweikampf, d er
dazu führte, dass der gesamte Terminplan für das Boule-Turnier
durcheinander gebracht wurde. Ihre Partie, die bis zum letzten Wurf heiß
umkämpft war, dauerte nahezu 2 Stunden, was bereits rekordverdächtig
war. Beobachter und Kenner der Szenerie erklärten übereinstimmend,
dass die Qualität dieses Wettkampfes höchsten Ansprüchen
gerecht wurde und mehr als nur spannend zu bezeichnen war. Letztendlich
setzte sich das Team aus Bibra-Zwabitz bis zum Endkampf durch und verwies
die Erfurter auf Platz 2, während die 2. Mannschaft aus Bibra-Zwabitz
im Kampf um die Bronzemedaille das 1. Team aus Mühlberg (Schmidt/Hofmann)
besiegte.
Beim Wettkampf der 4er-Teams war der Wettbewerb
nicht minder spannend, auch hier lieferten sich die Bibra-Zwabitzer mit
den Erfurtern einen packenden Kampf um
den Turniersieg, während der 3. Platz relativ sicher vom SV Mühlberg
gewonnen wurde. Gerade diese bislang vornehmlich in Frankreich, Italien
und Kroatien gespielte Form der 4er-Mannschaften bereitete den Teilnehmern
viel Freude und wird mit Sicherheit auch bei den nächsten Retrolympics
zu den Highlights zählen. Die Bibra-Zwabitzer-Kombination kündigte
bereits an, beim nächsten Mal ihren Titel verteidigen zu wollen und
die Erfurter trainieren bereits jetzt für die Revanche der beiden
verloren Finals.
|