Hindernisschwimmen

Ein wenig Enttäuschung machte sich auf den Gesichtern der Organisatoren über die verhaltenden Meldeergebnisse bei den Schwimmwettbewerben breit. Insgesamt 10 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich für 5 Disziplinen, die zur Austragung kamen, gemeldet. Obwohl das Hindernisschwimmen einer der wohl spektakulärsten Wettbewerbe der Retrolympics mit insgesamt 7 Startern ein beachtliches Interesse fand, warHindernisschwimmen, Start kein einziger Thüringer Teilnehmer in das Schwimmbad von Blankenhain gekommen. Einige wenige verirrte Schlachtenbummler und auffallend viel Presse konnten ein tolles Spektakel miterleben, als es darum ging die 200 m Hindernisdistanz zurückzulegen. Als Hindernis dienten 2 Schlauchboote, die auf der 25 m-Bahn jeweils zu untertauchen bzw. zu überklettern waren. Insgesamt musste achtmal die Strecke zurückgelegt werden, d. h. viermal musste unter den Booten durchgetaucht und viermal diese überklettert werden. Bei den Olympischen Spielen 1900 hatte man noch Holzboote genommen. Um die Verletzungsgefahr zu vermeiden, hatten die Veranstalter anstelle dessen Schlauchboote verwendet. Da diese sehr gut und prall mit Luft gefüllt waren, war es schon äußerst schwierig die runden Bordwende zu erklimmen, um über die Hindernisse hinwegzukommen. Folglich mussten auch bei den Herren zwei Teilnehmer bereits auf den ersten 50 m die Segel streichen, weil sie diesem äußerst kraftraubenden Wettbewerb nicht gewachsen waren. Sieht man einmal auf die SiegerHindernisschwimen,  Schlauchbootzeiten, die für die 200 m auf einer 25 m-Bahn von zum Teil sehr guten Schwimmern zurückgelegt wurden, kann man erkennen, welche Schwierigkeit dieser Wettbewerb mit sich brachte. Weniger als guter Schwimmer, als vielmehr als besserer Kletterer, erwies sich Nico Beerbaum vom Retroteam Britz/Eberswalde, der mit 3 Minuten und 58,6 Sekunden knapp die 4-Minuten-Grenze unterbot und relativ unangefochten den 1. Platz belegte. Als Zweiter kam der aus dem Bundeswehrtrainingslager ausgezogene Kölner Matthias Kinkel mit 4 Minuten und 8,2 Sekunden ins Ziel. Auch hier wurde deutlich, dass der Sieg beim Überklettern und nicht beim Schwimmen erreicht wurde. Der wohl beste Schwimmer unter den Teilnehmern, Douglas Durcanin, ein in Berlin ansässiger US-Amerikaner, benötigte aufgrund der Hindernisse immerhin 4 Minuten und 28,9 Sekunden und belegte damit immer noch einen gesicherten 3. Rang.

Total erschöpft konnten die männlichen Teilnehmer, nachdem auch die letzten, die das Rennen ordnungsgemäß beendet hatten, zusehen, wie sich die weiblichen Bewerber uSchwimmenm Sieg und Platzierungen aufmachten. Aufgrund der Schwere der Strecke wurde der Wettbewerb für die Damen auf 100 m verkürzt. Siegerin wurde wie erwartet die ehemalige Olympiasiegerin Daniela Hunger, die immerhin für die 100 m Hindernis, d. h. einschließlich zweimal Bootüberklettern und -untertauchen, 2 Minuten und 2,2 Sekunden benötigte. Wenn man bedenkt, dass sie bei ihrem Olympiasieg 1988 über die doppelte Distanz auf einer 50 m-Bahn im Lagenschwimmen nur geringfügig langsamer war, weiß man, wie viel Zeit das Überwinden der Hindernisse gekostet hatte. Immerhin lag sie im Ziel fast 20 Sekunden vor der Zweiten Iris Schmiedel vom Retroteam Britz/Eberswalde.

Kopfweitsprung

Als 2. Wettbewerb wurde der Kopfweitsprung ausgetragen. Zur Erläuterung sei hinzugefügt, dass nach einem stattlichem Startsprung die Teilnehmer sich so lange treiben lassen und die Weite dort gemessen wird, wo die erste Bewegung des Schwimmers erfolgt. Jeder Teilnehmer haKopfweitsprungtte hierfür 2 Versuche. Der Weltrekord von 27 Meter war dabei zu keiner Zeit in Gefahr. Nach dem 1. Durchgang hatten es nur 2 Teilnehmer auf über 10 m gebracht. Es führte Wolfgang Peters aus Behrenhoff mit 11,10 m vor Douglas Durcanin mit 10,30 m, die, wie sich herausstellen sollte, für ein Medaillenplatz nicht mehr gereicht hätten. Viel Aufsehen erregte im 1. Durchgang noch Matthias Kinkel aus Köln, der bei seinem kraftvollen Absprung seine Badehose verlor und deshalb ausscheiden musste. Beim 2. Versuch gab es noch einige VerbesserungeKopfweitsprungn, zunächst schob sich Werner Lehmann, nach dem 1. Vorgang noch Vorletzter, mit 10,75 m zwischenzeitlich auf Platz 2 vor. Das Gesamtklassement brachte dann schließlich als vorletzter Starter Douglas Durcanin durcheinander, der mit 12 m für die beste Herrenweite sorgte. Der bis dahin führende Wolfgang Peters hatte es in der Hand im letzten Versuch nochmals zu kontern. Es gelang ihm aber nicht sich zu steigern. Er tauchte bereits nach 10,90 m auf, sodass seine Bestweite von 11,10 m aus dem 1. Versuch schließlich Platz 2 bedeuteten.

Drei Damen traten dann auch beim Frauenwettbewerb an. Hier zeigte Daniela Hunger ihre Klasse als sie mit 15,30 m im 1. Versuch die Maßstäbe setzte, die keiner mehr in Gefahr bringen sollte. Damit war sie bereits 3,30 m weiter als ihre männlichen Konkurrenten, sodass ihr der 1. Platz nicht mehr zu nehmen war. Spannend wurde es noch mal um den 2. Platz, wo sich Bianka Marquardt um 10 cm mit glatt 10 m vor ihrer Konkurrentin Iris Schmiedel durchsetzte. Dabei kreierte sie den sogenannten Roll-Stil, der jedoch vom Schiedsgericht nicht anerkannt wurde. Beim langen Treiben fing der Körper an sich drehen, was der Schiedsrichter als Bewegung wertete, sodass sie trotz gut eines Meter weiteren Treibens nur bis zur Rolle gewertet wurde.

200m - Mannschaftsschwimmen

Als letzter Wettbewerb stand das sogenannte Mannschaftsschwimmen auf dem Programm. Jeweils 2 Teams schickten 3 Schwimmer ins Rennen, wobei jeweils nur die Platzierungen der Teilnehmer untereinander gewertet wurden. Nachdem zunächst das Retroteam Britz/Eberswalde mit 1:0 in Führung gegangen war, konnte Matthias Kinkel, für die Renngemeinschaft Berlin startend, ausgleichen. Somit musste der Wettkampf zwischen den beiden letzten Teilnehmern Nico Beerbaum, für Britz/Eberswalde, und Werner Lehmann, für das Retroteam Berlin, die Entscheidung bringen. Zunächst sah der Wettbewerb auch recht spannend aus, bis sich der erheblich bessere Multisportler aus Eberswalde ein wenig absetzte und daraufhin nur noch darauf achtete, die Distanz zu wahren um den Sieg für sein Team nach Hause zu bringen. Insgesamt siegte damit das Retroteam Britz/Eberswalde mit 2:1.

Trotz der spannenden und aufsehenerregenden Wettbewerbe, die gerade bei den Zuschauern viel SpSchwimmenaß und Anteilnahme auslösten, wurde von allen Teilen, die mäßige Teilnehmer- und Zuschauerresonanz bedauert. Nicht zuletzt die Ungewöhnlichkeit der Wettbewerbe hätte es verdient, dass sich noch mehr Akteure eingefunden hätten. Parallelen zu den 1. Olympischen Spielen in Athen taten sich auf, wo die Wettbewerbe weitestgehend von der Öffentlichkeit missachtet wurden, weil die meisten Griechen seinerzeit nicht schwimmen konnten.

Ergebnisse

 

200 m Hindernisschwimmen Männer

1. Nico Beerbaum (Britz) 3:58,6 min
2. Matthias Kinkel (Köln) 4:08,2 min
3. Douglas Durcanin (Berlin) 4:28,9 min
4. Michael Schultz (Berlin) 4:37,4 min
5. Alexander Heinz (Britz) 4:42,5 min

100 m Hindernisschwimmen Frauen

1. Daniela Hunger (Berlin) 2:02,2 min
2. Iris Schmiedel (Britz) 2:21,8 min
3. Bianka Marquardt (Britz) 2:36,3 min


Kopfweitsprung Männer

1. Douglas Durcanin (Berlin) 12,00 m
2. Wolfgang Peters (Behrenhoff) 11,10 m
3. Werner Lehmann (Berlin) 10,75 m
4. Nico Beerbaum (Britz) 10,45 m
5. Alexander Heinz (Britz) 8,85 m
6. Michael Schultz (Berlin) 8,00 m

Kopfweitsprung Frauen

1. Daniela Hunger (Berlin) 15,30 m
2. Bianka Marquardt (Britz) 10,00 m
3. Iris Schmiedel (Britz) 9,90 m

Video, 3,43 MB, mit Rechtklick herunterladen
200 m- Mannschaftsschwimmen

1. Team Eberswalde/Britz
2. Team Berlin
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